Buch des Monats 2015-11
Andreas Kusch
Transformierender Glaube, erneuerte Kultur, sozioökonomische Entwicklung
Missiologische Beiträge zu einer transformativen Entwicklungspraxis
Jahr: 2007
Seiten: 383
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3937965789
29,80 €
Andreas Kusch, Dozent an der Akademie für Weltmission, legt mit „Transformierender Glaube. Missbiologische Beiträge zu einer transformativen Entwicklungspraxis“ einen Sammelband verschiedenster Aufsätze und Autoren aus unterschiedlichen beruflichen Hintergründen vor. Das Buch ist 2007 erschienen, die einzelnen Aufsätze decken eine Zeitspanne von 1992 bis 2007 ab — einige der Beiträge wurden vorab auch schon anderweitig veröffentlicht. So ist das Buch, um das es heute geht nicht mehr ganz frisch, aber trotzdem einen genauen Blick wert!
Der Sammelband versteht sich als Bestandsaufnahme einer Diskussion, die eine große und lange Tradition hat. Der Frage nach dem Verhältnis von Mission und Diakonie, der Ganzheitlichkeit von Mission und Glauben, sowie der Weltverantwortung von Christen. Wurde in der jüngeren Vergangenheit der soziale Beitrag christlicher Mission im Bereich der evangelikalen Christenheit eher sehr eng geführt im Sinne von Evangelisation verstanden, setzte sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die Verantwortung von Christen weit darüber hinaus gehen kann und vielleicht sogar muss. Gleichzeitig stellt sich mit so einer Trendwende natürlich auch viele Fragen, was es denn theologisch-theoretisch und -praktisch bedeutet, wenn sich die christlich-soziale Verantwortung auf den ganzen Menschen bezieht und geglaubt und gelebt sein will, dass „der Glaube an Jesus Christus eine den ganzen Menschen transformierende Kraft ist“, der die individuelle und gesellschaftliche Realität“ verändert (7).
Dabei ist die vielfältige Diskussion nicht etwa ausgesperrt und der Band eine Sammlung gleichmeinender Autoren — im Gegenteil. Die verschiedenen Autoren haben durchaus unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen zu diesen Fragen und Themen. So bleibt z.B. Schirrmacher in seinem Buchbeitrag erwartungsgemäß eher im Rahmen der bisherigen, eher enggeführten Position, die vor allem auf das persönlich Heil setzt, während Padilla konstatiert: „Nicht die Rettung der Einzelseele ist das Hauptanliegen der Botschaft Jesu, sondern die Sinngebung für die menschliche Geschichte insgesamt“ (11). Allen ist abzuspüren, dass sie sich engagiert, ernsthaft und um der Sache Willen Gedanken machen — genau das macht diesen Band so lesenswert.
Damit stellt dieser Sammelband die Frage nach dem Auftrag der Christen an sich noch einmal neu — und wird damit auch für Christen spannend, die sich nicht speziell im Themenbereich Mission tummeln.
Zwar ist das Buch in gruppierende Abschnitte aufgeteilt (Weltgestaltender Glaube / Erneuerte Kultur / Transformierende Mission / Transformation Entwicklungspraxis), trotzdem bleibt trotz vieler sehr guter und horizonterweiternder Beiträge ein etwas chaotischer Eindruck zurück. Ein wenig mehr Struktur und roter Faden hätte dem Werk sicher gut getan.
Da 2007 schon einige Jahre zurück liegt, wäre es wünschenswert, wenn der Herausgeber an einem Nachfolgeband arbeiten würde, der die aktuellsten Entwicklungen abzubilden vermag.
Wer sich mit der Frage der Verantwortung von Christen in und für die Welt beschäftigen möchte und einen Überblick über die Diskussion bekommen möchte, ist hier gut beraten. Vor allem, wer selbst gern denken und sich eine Meinung bilden möchte, wird bei der Lektüre auf seine Kosten kommen.