Buch des Monats 2016-05
Dave Ferguson & Jon Ferguson
Exponential.
Jahr: 2016
Seiten: 240
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-942001-73-1
ca. 16,00 €
Manchmal kann man sich über die eigene Gemeinde ja schon auch aufregen — oder über den eigenen Verband, die Denomination etc. Das ist so normal, wie schade.
Wer einmal wieder so richtig begeistert von christlicher Gemeinde, Christen, Gemeindebewegungen und dem Gott, der Grundlage und Antrieb von all dem ist, sein möchte, dem sei das hier besprochene Buch wärmstens empfohlen! Denn es ist ein sehr mitreißender, packender und belebender Bericht über eine Gemeinde und ihren Weg mit Gott.
Was das Buch aber eindeutig nicht ist, ist ein theologisches Buch in unserem deutschen Sinne. Wer dies erwartet, wird enttäuscht werden und findet auch einiges, um sich herrlich aufzuregen. So werden in bester amerikanischer Pastorenmanier, einzelne Bibelverse als Begründung und Anleitung für ganze geistliche Programme herangezogen oder kurzerhand die bisherige Kirchengeschichte mit ihren Ideen zum Gemeindeaufbau als kaum bis gar nicht hilfreich abgekanzelt.
Wer darüber als kulturellen Unterschied hinwegzusehen vermag, der darf mit den Autoren auf die Reise durch die Community Christian Church gehen, deren Mitbegründer sie sind.
Die deutsche Ausgabe wird vom Forum Theologie und Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden herausgegeben.
Die Community Christian Church (CCC), als Gemeindegründungsprojekt gestartet, entwickelt sich zu einer sogenannten Multi-Site-Gemeinde, einer Gemeinde mit mittlerweile 11 Standorten und zum Anstoßgeber eines Netzwerks solcher Mehr-Standort-Gemeinden, die — zumindest in den USA — schon als missionale Bewegung bezeichnet werden können.
Dabei erreicht die CCC mit ihren verschiedenen Standorten tausende Menschen in allen Generationen, verschiedensten sozialen Schichten, unterschiedlichen Nationalitäten etc.
Ziel der Autoren ist es, dem Leser den Weg aufzuzeigen, wie sie aus einem Gründungsprojekt ein sich reproduzierendes Netzwerk entwickeln konnten.
Der Schlüssel zu exponentiellem Wachstum liegt — da sind sich die Autoren einig — im Fokus auf Reproduktion; auf dem unbedingtem Willem und dem festen Glauben daran, dass Gemeinde kein Selbstzweck sein darf, nicht nur ein wenig wachsen sollte, sondern sich reproduzieren und so erweitern soll, bis die ganze Welt (wieder) in Verbindung mit Gott ist.
Diesem Zweck, ordnet die Gemeinde alles unter.
Kleingruppen, die die Basis der CCC bilden, sind auf Reproduktion angelegt. Damit einher geht die Reproduktion von Leitern und Kreativen. Gottesdienste werden reproduziert, um mehr Menschen die Gelegenheit zu geben, Gott zu erleben. Dann reproduziert sich die Gemeinde als ganzes und ein weiterer Standort entsteht …
Kleingruppen können dabei innergemeindliche Gruppen sein, aber auch Projekte für Bedürftige oder Treffen einer Gruppe mit einem bestimmten Interesse — so soll so vielen Menschen wie nur möglich die Chance gegeben werden, ihren Weg zurück zu Gott zu finden.
Neben der detaillierten und gut nachvollziehbaren Methodenbeschreibung, wie Reproduktion auf den verschiedenen Ebenen von statten gehen kann, finden sich viele Berichte von Leitern, die erzählen, was sie erlebt haben und wie Gott Reproduktion geschenkt hat — ihre Begeisterung ist beim Lesen greifbar und steckt an.
Als wesentliches Merkmal der CCC und ihrer Ausbreitung, zeigt sich ein gut durchdachtes und schön dargestelltes Coachingsystem. So werden unglaublich viele Menschen in der Gemeinde konkret begleitet, ausgebildet und in neue Aufgaben gesandt — gleichzeitig ist jeder, der Coaching genießt, angehalten, selbst jemanden zu coachen, also in ihn zu investieren und ihn auszubilden.
Es ist faszinierend in den Erlebnisberichten zu lesen, wie Atheisten in wenigen Jahren Gott kennen und lieben lernen, eine Kleingruppe besuchen, lernen eine solche zu leiten und nun als Campuspator einen Gemeindestandort leiten.
„Wie wäre es“, fragt im Vorwort Lothar Kraus, „wenn durch unsere Kirchen mehr Menschen den Weg zu Gott fänden? Wenn junge Christen nicht nur Besucher von Veranstaltungen wären, sondern aktive Nachfolger von Jesus? Wenn Mentoren ihnen helfen würden, ihr Potential und Gottes Berufung zu entdecken und zu entfalten? Und das auch an ihren Arbeitsplätzen, bei ihren Freunden, in ihren Vereinen und Familien?
Wir wollen immer wieder neu von so einer Kirche träumen! Einer Kirche, die zusammen lebt, feiert, authentisch ist und diese Welt aktiv prägt. Und die sich sogar ständig reproduziert und neue Jünger, Leiter, Künstler, Gruppen und Gemeinden hervorbringt.“
Die Lektüre von Exponentiell lässt den Leser nicht nur träumend zurück, sondern auch mit der konkreten Herausforderung: Du und deine Freunde könnt das auch. Ihr könnt eine missionale, sich reproduzierende Bewegung starten, die Menschen hilft, ihren Weg zurück zu Gott zu finden.